Schwein zu Silvester bringt doppelt Glück

 

„Die Lage der heimischen Schweinebauern ist existenzbedrohend. Stark gestiegene Produktionskosten und ein gleichzeitiger Preissturz bei den Verkaufserlösen haben dazu geführt, dass die bäuerlichen Unternehmer in den vergangenen Monaten oftmals keine Vollkostendeckung mehr erzielen konnten. Jetzt an den Feiertagen verstärkt zu Schweinefleisch zu greifen, löst zwar nicht das Problem, aber ist ein Zeichen der Wertschätzung und der Auftrag an die Schweinebauern weiter die Inlandsversorgung zu sichern. Nachdem der Jahreswechsel stets ein Zeitpunkt für gute Vorsätze ist, könnten wir uns alle vornehmen: Ich greife 2022 ausschließlich zum Qualitätsprodukt aus Österreich.“

Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger

Das Schwein ist beliebter Glücksbringer zu Silvester, steht es doch für Nahrung, Fruchtbarkeit und Wohlstand. Eine Sau zu haben bedeutete in der Vergangenheit „fette“ Jahre. Denn jeder Wurf Ferkel, sicherte die Ernährung der Familie über lange Jahre.

Heute sieht das leider ganz anders aus. Schweinemastbetriebe und auch Ferkelzüchter hatten 2021 mit schwierigen Marktbedingungen, gesellschaftlicher Kritik und Existenzängsten zu kämpfen – und haben es noch. An Silvester und Neujahr – oder generell 2022 – vermehrt zu Schweinefleisch aus Oberösterreich zu greifen macht Sinn. Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger erklärt: „Jeder Griff zum heimischen Produkt, stellt einen Produktionsauftrag dar, sorgt für steigende Nachfrage, bessere Erzeugerpreise und für ein Wirtschaften mit Plus statt aktuell tiefrotem Minus.“

Jahresrückblick: Keine rosigen Zeiten

Zwei Viren sorgten 2021 für eines der schlechtesten Wirtschaftsjahre bei den Schweinebauern. Neben dem Covid-19-Virus, das ohnehin den gesamten globalen Markt fest im Würgegriff hält, kam im Schweinefleisch-Sektor noch die Afrikanische Schweinepest (kurz ASP) hinzu und sorgte für eine kräftige Schieflage am Markt für Schweinefleisch.

Dabei hatte ein Jahr zuvor, Anfang 2020 noch alles so gut für die Schweinebauern ausgesehen. Johann Schlederer von der Österreichischen Schweinebörse und Geschäftsführer des Verbands landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten (VLV) berichtet: „Eine steigende Nachfrage aus China und der Export nach Asien haben im Vorjahr die weltweite Produktion kräftig angekurbelt. Nachdem aber im EU-Raum erste ASP-Fälle auftraten, war es mit dem Exporthoch zu Ende. Es folgten ein Nachfrageeinbruch und kräftige Einbußen bei den Verkaufspreisen bis in den heurigen Spätherbst.“

Auch die traditionell starke Vorweihnachtszeit wurde heuer aufgrund des neuerlichen Lockdowns in der vierten Corona-Welle und den damit verbunden Gastronomie- und Hotellerie-Schließungen von Verlusten getrübt. „Die Fleischbestellungen kamen mehr oder weniger abrupt zum Erliegen, woraus ein Rückstau des Warenstroms bis in die Mast und Ferkelbetriebe resultierte“, schildert Dr. Johann Schlederer.

Der Überhang konnte zwar im Vorfeld der Weihnachtsfeiertage teilweise abgebaut werden: „Gefragt waren aber vor allem Edelteile wie Filet, Schinken und Karree, wodurch der Rest der Schlachtkörper meist in Richtung Gefrierlager verschoben wurde“, so Schlederer. Auch über Neujahr dürfte sich daran wenig ändern. „Bis Anfang 2022 rechnen Experten mit einem niedrigen aber stabilen Basispreis von 1,35 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht.“

Erschwerend zu schlechten Marktlage kommt die Entwicklung bei den Betriebsmitteln hinzu. Die Preise für Futter- und Düngemittel sind rasant gestiegen und sorgen für ein Auseinanderklaffen von Aktiva und Passiva in der Betriebsbilanz. „Hohen Kosten bei der Produktion stehen niedrigen Erzeugerpreisen gegenüber. Zuletzt fehlten sowohl bei Ferkeln als auch Mastschweinen jeweils circa 25 Euro zur Vollkostendeckung. Und die Vorausschau auf das 1. Quartal 2022 lässt wenig Optimismus aufkommen“, schildert Langer-Weninger.

Vielfach stellen sich die Bäuerinnen und Bauern daher die Frage, ob sie die Schweinzucht bzw. der Schweinemast den Rücken kehren sollen. „Betriebsaufgaben liegen in niemandes Interesse. Hierzulande wird qualitativ hochwertiges Schweinefleisch unter hohen Tierhaltungsstandards produziert. Jüngst hat man sich auf Bundesebene dazu entschlossen das Tierwohl weiter auszubauen und das Vollspaltenmodell auslaufen zu lassen. In anderen Ländern ist das nicht der Fall. Sinkt also die Inlandsversorgung, so greifen Konsumenten auf Schweinefleisch zurück, das unter Bedingungen produziert wird, die den österreichischen Standards bei weitem nicht entsprechen“, gibt Langer-Weninger zu bedenken. Gerade unter diesem Aspekt müsste es nun heißen: „Auf die Herkunft achten, Schweinefleisch aus Oberösterreich konsumieren.“

Das macht nicht nur aus Ernährungs- und Tierschutzaspekten Sinn, sondern auch deshalb weil Oberösterreichs Schweinebauern ein wichtiger Faktor der heimischen Wirtschaft sind. Circa 1,8 Milliarden an Gesamtproduktionswert hat die Landwirtschaft im Land ob der Enns 2019 erwirtschaftet. „Zudem werden in den vor- nachgelagerten Wirtschaftssektoren Arbeitsplätze und Wertschöpfung geschaffen. In Summe garantiert die oberösterreichische Landwirtschaft die Beschäftigung von 60.000 Menschen“, erklärt Landesrätin Langer-Weninger.

Heute schon Schwein gehabt

Schweinefleisch ist aus der oberösterreichischen Kulinarik nicht wegzudenken. Ob zur Jause als Selchspeck oder als Hauptgang in Form des klassischen Schweinebratens mit Knödel.

Auch zu Silvester lassen sich mit Schweinefleisch köstliche Speisen für die Feier im – heuer kleinen – Familien- oder Freundeskreis zaubern. Wie wäre es etwa mit einem Festtagsschinken oder einem Schweins-Lungenbraten-Gugelhupf. Beides lässt sich gut vorbereiten, der Aufwand ist bescheiden, das Ergebnis dafür umso köstlicher. Wer auf die Silvester-Klassiker setzt ist mit Schweinefleisch ohnehin gut beraten: Sowohl für das heiße Öl-Fondue als auch aufs Raclette-Eisen passt Schweinefleisch sehr gut. Für den Neujahrstag sind wiederum Schweinsbratwürstel eine perfekte Speise. Sie sind schnell zubereitet, sättigen einen etwaigen Heißhunger auf Deftiges und schmecken einfach herrlich.

Foto: BMLRT